„Zone“

Bei manchen Begriffen über den Osten Deutschlands wundert man sich, dass sie immer noch gebraucht werden. „Zone“ ist einer von ihnen.

Wer dieses Wort verwendet, stammt ziemlich sicher aus der ehemaligen Bundesrepublik, denn „Zone“ ist Kalter Krieg pur: Damit wird nicht sachlich auf eine der Besatzungszonen verwiesen, die nach dem 2. Weltkrieg errichtet worden sind. Stattdessen war es stets eine pejorative Wendung, die immer aus westdeutscher Sicht gesprochen wurde und die Sowjetische Besatzungszone bzw. die Deutsche Demokratische Republik meinte. „Zone“, das klingt abgegrenzt, klein, nicht eigenständig. Dieses kleine Wort fasst also prägnant zusammen, wie der Osten im Westen gerne gesehen wurde und wird — auch wenn dieser Westen Deutschlands rein politisch am Anfang auch nicht mehr war als eben dies: Ein Haufen Zonen. Das Reden von der „Zone“ half aber dabei, das Land im Osten nicht als Land bezeichnen zu müssen.

Als es nach 1990 keine zwei deutsche Staaten und schon gar keine Zonen mehr gab, existierte die „Zone“ dennoch munter weiter. Stellvertretend dafür mögen Vorschläge im openthesaurus stehen, die die „Zone“ als Synonym für die neuen Bundesländer begreifen. Auch in der Presse taucht das Wort immer wieder gerne und vor allem unreflektiert auf: „Zielstrebig aus der Zone“ (Die Welt, 12.06.2012) heißt es da oder auch „Zärtlich in der Zone“ (Der Spiegel, 11.02.2012). Die „Zone“ wird offenbar vor allem der Alliteration wegen verwendet. Natürlich nur deswegen.

Wer sich also einem westdeutsch geprägten Wahrnehmungskosmos anbiedern möchte, sollte die „Zone“ verwenden, so wie es Jana Hensel bereits 2002 recht erfolgreich mit „Zonenkinder“ getan hat.

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