Wie lässt sich Pegida erklären? Woher kommt diese Bewegung? Dazu ist in den letzten Wochen schon sehr viel gesagt worden. Doch nun hat der Historiker Heinrich August Winkler die wohl nachvollziehbarste Erklärung gefunden: Fehlendes Westfernsehen! Das zumindest sagte er am 17.1. der Wirtschaftswoche:
Das sogenannte „Tal der Ahnungslosen“. Das wirkt bis heute nach.
Bereits zwei Tage zuvor argumentierte der West-Verfechter („Der lange Weg nach Westen“ heißt seine monumentale Darstellung deutscher Geschichte) gegenüber Deutschlandradio Kultur:
Da ist ja das eigentümliche, dass gerade dort in der Region der ehemaligen DDR, wo man jahrzehntelang kein Westfernsehen empfangen konnte, offenbar auch SED-Parolen besonders stark nachwirken im Sinne eines massiven Anti-Klerikalismus nicht nur, sondern im Sinne einer Negation von Religion schlechthin. Insofern ist es eine Perversion, wenn da der Begriff „Abendland“ benutzt wird.
Das ist fürwahr eigentümlich: Da konnte der Westen seit 25 Jahren sein Programm ungehindert in das Tal senden — und kommt trotzdem nicht gegen alte Klassenkampf-Parolen an. Verdammt aber auch. Da ist es wohl nur logisch, dass Pegida — selbsternanntes Bollwerk des sogenannten Abendlandes — als letztlich anti-westlich dasteht. Pegida als westliche Sicht auf die Welt — das darf einfach nicht sein!
Doch halt: Pegida steht Winkler zufolge nicht nur in einer Tradition mit der SED, sondern auch — ja, man ahnt es bereits:
Es sei kein Zufall, dass sich ausgerechnet dort eine zutiefst antiwestliche Bewegung formiert habe. Sie knüpfe an die Ressentiments und Vorbehalte der Deutschen gegenüber der westlichen Demokratie zu Beginn des 20. Jahrhunderts an. Dem Pluralismus der westlichen Zivilisation hielt man damals die Verherrlichung eines starken Staates entgegen. Winklers Fazit: „An diese Denktradition, die ganz wesentlich zur Zerstörung der Weimarer Republik beigetragen hat, knüpfen die Initiatoren der Dresdner Demonstrationen an.“ (Wirtschaftswoche)
Was lernen wir daraus? Hätte es 1933 bereits Westfernsehen gegeben, hätte es keine Nazis gegeben. Und keine SED. Und keine Pegida. Manchmal kann es halt so einfach sein. Wenn man ahnungslos ist.