Westzentriertes Wikipedia-Abschreiben

Die innerdeutsche Grenze, im Volksmund auch „Zonengrenze“ genannt, teilte die DDR und Westdeutschland 40 Jahre lang auf einer Länge von fast 1400 Kilometern.

schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) in ihrer heutigen Ausgabe. Und zeigt, wie man bereits in einem Satz journalistisch schlampig arbeiten kann:

  1.  „DDR“ und „Westdeutschland“ sind keine gleichwertigen Begriffe: „DDR“ ist die offizielle Abkürzung für „Deutsche Demokratische Republik“, mit „Westdeutschland“ wurde eher inoffiziell die ehemalige Bundesrepublik von innen und außen bezeichnet. Solche nicht-gleichwertigen Kombinationen treten häufig auf — oft steht die abgekürzte „DDR“ dann auch neben einer „Bundesrepublik“. Sprich: „Republik“ und „Deutschland werden ungern ausgeschrieben, wenn es um die Deutsche Demokratische Republik geht.
  2. Das mit dem Volksmund ist ja eine schwierige Sache, besonders in der historischen Rückschau. Eins kann hier aber sicher sein: „Zonengrenze“ wurde wie „Zone“ höchstens in der ehemaligen BRD benutzt — schließlich verstand sie die DDR bis 1969 nicht als eigenständigen Staat. Die Menschen in der DDR sagten übrigens in der Regel nicht „Antifaschistischer Schutzwall“, wie es die politische Führung gerne gehört hätte. Stattdessen sagten sie wohl schlicht und einfach „Die Grenze“. Manchmal kann es so einfach sein mit dem Volksmund.
  3. Vielleicht würde es auch helfen, richtig aus der Wikipedia abzuschreiben — von dort stammt nämlich das Zitat. Dort allerdings deutlich schlauer, was Punkt 1 und 2 betrifft. In der FAS wurde das dann auf Westsicht eingekürzt:

Als innerdeutsche Grenze, im allgemeinen Sprachgebrauch oft auch deutsch-deutsche Grenze oder „Zonengrenze“ genannt, wird die ehemalige knapp 1400 Kilometer lange Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet.

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