Okt
9
2011
Wenn etwas gefährlich ist, dann sind es Vereinfachungen. Im Osten Deutschlands leben nur Nazis ist eine davon. Die Begründungen (Kindergärten, Abschottung durch Mauer) sind sogar noch einfacher und dümmer, haben aber eines gemeinsam: Sie verweisen in der Regel auf die Zeit vor 1989.
Dabei steckt ein komplexes demographisches Phänomen dahinter: Dem Wirtschaftsabbau Anfang der 90er Jahre folgte Armut folgte Wegzug von Frauen, die im Westen Arbeit und Bildung fanden. So gibt es nun einen überdurchschnittlichen Anteil von Männern, die keine Perspektive sehen: Denn würden sie eine Perspektive sehen, wären sie nicht mehr da. Das alte Rollenbild — der Mann, der für seine Familie arbeitet — greift nicht mehr und daraus erwächst Frustration. Auch da ist stark vereinfacht, das wird hier weit detaillierter ausgeführt.
Hinzu kommt: Die etablierten Parteien haben viele Orte im Osten bereits abgeschrieben, Nazis und NPD sind jedoch präsent mit Freizeitangeboten für Jugendliche und mit Schuldzuweisungen nach außen.
So vereinfachend es auch klingen mag: An der aktuellen Situation ist die aktuelle Politik Schuld, nicht ein Land, das es seit über 20 Jahren nicht mehr gibt.