Rezension: Deutschboden (Film)

Im Jahr 2010 erschien das Buch „Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung“: Der Journalist Moritz von Uslar verbrachte drei Monate in einer brandenburgischen Kleinstadt und machte so ein großes Ding daraus. 2014 kam eine Verfilmung ins Kino, nun ist sie noch bis 21.9. in der ARD Mediathek zu sehen.

Sollte man sich das ansehen? Nun, die Bildsprache ist sehr schön und die Gespräche mit den Menschen aus Zehdenick sind wunderbare Momente, in denen der Film durchaus einem Lebensgefühl näher kommt. Das Problem sind die ewigen Sequenzen dazwischen, in denen Moritz von Uslar ununterbrochen davon redet, wie er sich gefühlt hat, sich gerade fühlt und noch fühlen wird. Er glaubt, Ostdeutschland besser kennen zu lernen, doch dabei ist er so sehr in seinen Erwartungshaltungen gefangen, dass er der anderen Seite kaum Raum gibt.

Einen Vorteil hat aber seine Unfähigkeit, sich zurückzunehmen: Selten hört man die Vorannahmen über den Osten so präzise formuliert, so ungeschönt ausgesprochen: „Jeder normaler Mensch will hier wegziehen“, sagt er und schon weiß man, wer hier als „normal“ gesetzt wird. Die Menschen, die hier offenbar bleiben, sind es wohl nicht. Nicht umsonst vermittelt von Uslar also den Eindruck, als würde er exotisierte Ureinwohner beobachten, als müsste er allen Mut zusammen nehmen, um die Kneipe zu betreten. Und wie unter Zwang nennt er alle Dinge, die er für Überbleibsel aus der DDR hält. Einem ganz fremden Land wohl. Und wenn der Protagonist sich am Ende angekommen fühlt, da hat man die klassische Heldenreise vor sich. Naja, geblieben ist er dann aber trotzdem nicht.

Ein lehrreicher Film also — nicht unbedingt über den Ostboden, aber über die Person, die ihn betreten hat.

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