Nachrichten werden mit Überschriften gemacht. In den Berichten zur neuesten Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung werden deren Ergebnisse klar auf einen Nenner gebracht:
- Rechtsextremismus in Ostdeutschland nimmt zu (Spiegel Online)
- Fast jeder sechste Ostdeutsche denkt rechtsextrem (Die Zeit)
- Fast jeder sechste Ostdeutsche hat rechtsextremes Weltbild (Focus)
- Studie: Jeder sechste Ostdeutsche rechtsextrem (Deutsche Welle)
- Jeder sechste Ostdeutsche ist rechtsextrem (Die Welt)
- Jeder dritte Ostdeutsche ist ausländerfeindlich (Süddeutsche Zeitung)
Man kann sich über langweilige Titel in unserer pluralen Medienwelt ärgern. Und man kann sich wundern über die unterschiedlichen Zahlen.
Vielleicht sollte man aber auch über etwas anderes sprechen: Was steckt hinter den Ergebnissen dieser Untersuchung jenseits der Ost-Fixierung der Medien? Eine mögliche Antwort:
Als Hauptursache [für den Schritt zum nationalsozialistischen Weltbild] sehen die Autoren die weiterhin vorhandene soziale und ökonomische Abkopplung weiter Teile Ostdeutschlands. Aus dem Gefühl des Abgehängt-Seins und der damit verbundenen Abstiegsangst, erwachse die Ablehnung gegenüber dem vermeintlich Fremden. Dies mache deutlich, dass es sich im Kern nicht um ein spezifisch ostdeutsches Phänomen handele. „Ich bin mir sicher, dass wir in strukturschwachen Regionen im Westen, ganz ähnliche Ergebnisse bekommen würden“, so Oliver Decker [Mitautor der Studie].
Wer also nach Problemen im Osten Deutschlands sucht, wird sie in der Mitte-Studie finden: Der Untersuchungsgegenstand nimmt gewissermaßen das Ergebnis vorweg. Für die Suche nach gesellschaftlichen Herausforderungen und ihren Ursachen ist ein solch eingeschränkter Blickwinkel aber nicht ausreichend. Vor allem hilft er nicht, spezifische Schwierigkeiten in spezifischen Regionen zu erkennen.