Feb
26
2020
Es ist ein Trend, der zum Glück zurückgegangen ist: Menschen mit „DDR-Schauspieler“, „DDR-Autorin“ oder einem ähnlichen Etikett zu bezeichnen. Bei den Nachrufen auf Achim Mentzel haben wir gesehen, wie viel differenzierter das mittlerweile geworden ist. Umso mehr fällt auf, wenn es dann doch wieder passiert. Und wenn das Etikett immer weniger passt. Wie bei der Schauspielerin Corinna Harfouch: Sie wurde nun vom Nordkurier als „DDR-Star“ bezeichnet. Wie kommt das?
36 Jahre alt war Corinna Harfouch im Jahr 1989. Ihr Werdegang in der DDR bis dahin: Von 1978 bis 1981 studierte sie Schauspiel, sie spielte unter Heiner Müller an der Volksbühne und hatte 1988 die erste Titelrolle in einem Spielfilm mit dem Titel „Die Schauspielerin“.
Ihre DDR-Karriere dauerte also elf Jahre — und das auch nur, wenn man ihre Ausbildungszeit mit einrechnet. Acht Jahre sind es, wenn man die Bezeichnung „Schauspielerin“ erst ab dem Abschluss des Studiums ansetzen möchte.
Karriere und Auszeichnungen nach der Wende
Nach 1989 setzte sie Karriere in Gesamtdeutschland fort: Sie spielte Theater in Berlin, 1997 wurde sie zur Schauspielerin des Jahres gewählt. Auch ihr filmisches Schaffen wurde ausgezeichnet. 2001 erhielt sie den Deutschen Fernsehpreis für die Darstellung der „Vera Brühne“. In dem Doku-Spielfilm ging es um einen realen Kriminalfall am Starnberger See in den 1960er Jahren, im tiefsten Westdeutschland also. In „Der Untergang“ von 2004 spielte sie Magda Goebbels. Der Film um die letzten Tage im Führerbunker — einem grundlegend deutschen Thema also — war für den Oscar nominiert.
Neben vielen weiteren Filmen spielte sie auch in den Verfilmungen von Bibi Blocksberg (2002 und 2004), einer wohl ur-westdeutschen Hörspielreihe.
Nun wurde verkündet, dass Corinna Harfouch neue Kommissarin im „Tatort“ werden wird, der großen Krimi-Institution aus der alten Bundesrepublik.
Corinna Harfouch als „DDR-Star“
Zur Erinnerung: In eben jener Meldung zu ihrer neuen Rolle bezeichnet der Nordkurier Corinna Harfouch als „DDR-Star“.

30 Jahre im vereinten Deutschland mit ausgezeichneten Rollen zu gesamt- und westdeutsche Themen reichen offenbar nicht aus, um gegen höchstens elf Schauspieljahre in der DDR anzukommen. Zumindest für den Nordkurier ist dies offenbar die entscheidende Lebensphase der künftigen Tatort-Kommissarin.